Interview von Xavier Brancato
„Nur der öffentliche Dienst kann eine solche Krise bewältigen“
Xavier Brancato ist amtlicher Fachassistent Fleischuntersuchung und arbeitet im Auftrag des Amts für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen in Schlachthäusern. Er erzählt von seinem für die Lebensmittelsicherheit grundlegenden Beruf und äussert sich zu den Erwartungen der Fleischkontrolleure an die Sanierung der Pensionskasse.
Wie haben Sie persönlich und die anderen in Ihrem Amt die Corona-Krise erlebt?
Bei dieser einzigartigen weltweiten Pandemie standen und stehen wir Fleischkontrolleurinnen und Fleischkontrolleure an der Front, nämlich am Anfang der Lebensmittelkette. Wir sind vor allem in den Schlachthäusern tätig, wo wir für den Schutz der Tiere zuständig sind, vor und nach dem Tod des Tieres das Fleisch kontrollieren und für die Einhaltung der Hygienebestimmungen und der Prozesse sorgen.
Während der Pandemie haben wir unsere Arbeit im Dienst der Bevölkerung fortgeführt, damit die Ernährung sichergestellt ist.
Unser Beruf geniesst bei den Behörden Anerkennung, weil wir eine beschwerliche Arbeit unter Bedingungen leisten, die nicht mit Bedingungen an normalen Arbeitsplätzen vergleichbar sind. Doch wir üben diese unverzichtbare Tätigkeit mit der Motivation und dem Verantwortungsbewusstsein aus, die notwendig sind, um die Lebensmittelsicherheit und somit auch die Gesundheit der Bevölkerung zu gewährleisten.
Während einer Pandemie ist unser Ansteckungsrisiko aufgrund der Arbeitsbedingungen besonders gross. Doch wir haben ohne zu zögern und mit Entschlossenheit unsere Arbeit fortgesetzt. Auch das ist Service public!
Wie fühlen Sie sich nun, da das Schlimmste der Krise überstanden scheint?
Glücklicherweise war dank den getroffenen Sicherheitsmassnahmen niemand in unserer Branche ernsthaft gesundheitlich beeinträchtigt. Doch solange es noch keinen wirksamen Impfstoff auf dem Markt gibt, müssen wir in unserem Alltag vorsichtig bleiben, Vorschriften und Hygieneregeln einhalten, Abstand halten und Maske tragen.
Denken Sie, dass die in dieser Krise unternommenen Anstrengungen das Image des öffentlichen Dienstes verbessert haben?
Ja, da bin ich mir sicher, denn die Pandemie hat der Bevölkerung bewiesen, dass nur der öffentliche Dienst eine solche Krise bewältigen kann – und das hat er erfolgreich getan. Wer kann das Gesundheitspersonal bei der Pflege der Kranken ersetzen, wer die Ordnungskräfte bei der Durchsetzung der Vorschriften oder unseren Berufstand, wenn es darum geht, die Ernährung der Bevölkerung sicherzustellen? Das sind natürlich nur einige Beispiele unter der Vielfalt der Berufe im öffentlichen Dienst, die während der Pandemie an vorderster Front im Einsatz standen.
Leistungsstarker öffentlicher Dienst
Wie stehen Sie zum Kompromiss, der für die Pensionskasse gefunden wurde?
Natürlich hätten wir alle uns eine grosszügigere Reform gewünscht. Wir stimmen dem Vorschlag des Staatsrats daher halbherzig zu, weil das Personal grosse Opfer erbringen muss und und wir uns dessen bewusst sind. Dank der Vorschläge der FEDE konnten die Rentenverluste zum Glück eingeschränkt werden.
Könnten Sie ohne diesen Kompromiss auskommen?
Es wäre verrückt zu denken, dass der Staatsrat ein besseres Reformprojekt vorlegt, wenn das Volk am 29. November nein stimmt!
Wie gehen Sie vor, um die Bevölkerung zu überzeugen?
Wir, die Präsidentinnen und Präsidenten der Personalverbände des Kantons, müssen die Verbandsmitglieder mobilisieren, damit sie ihre Familien und ihr Umfeld von der Wichtigkeit der Abstimmung für das gesamte Staatspersonal überzeugen. Das wäre schon ein grosser Schritt in die richtige Richtung!
Wir haben im Kanton einen sehr leistungsfähigen öffentlichen Dienst und möchten, dass es so bleibt. Die Rentenbedingungen sind wichtig für die Motivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im öffentlichen Dienst – wie selbstverständlich auch in anderen Unternehmen. Die Qualität der Dienstleistungen hängt von der Kompetenz der Menschen ab, die sich tagtäglich für die Bevölkerung einsetzen. Sie verdienen gute Bedingungen.
Der Beruf der Fleischkontrolleurin bzw. des Fleischkontrolleurs
Die amtlichen Fachassistentinnen und Fachassistenten Fleischuntersuchung stehen im Dienst des Amtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen. Sie sind hauptsächlich in den grossen Schlachthöfen im Kanton Freiburg im Einsatz – in Courtepin (Micarna) für Schweine und Geflügel und in Estavayer-le-Lac (Marmy) für Rinder. Doch sie arbeiten auch in den kleinen Schlachthäusern im Kanton. Viele Fleischkontrolleurinnen und Fleischkontrolleure gehören auch dem kantonalen Interventionsteams im Fall von Tierseuchen an. Ihre Rolle besteht bei jeder Tätigkeit darin, die Einhaltung der Gesetze und Verordnungen zu überwachen, damit die Lebensmittelsicherheit für die Bevölkerung gewährleistet ist.
98% bis 100% des Fleisches geben die Kontrolleurinnen und Kontrolleure täglich zum Konsum frei, was rund 142 000 Tieren entspricht (ca. 600 Rinder, 1600 Schweine und 140 000 Hühner täglich). Die Kommission für die Bewertung und Einreihung der Funktionen (KBF) hat die Beschwerlichkeit des Berufs anerkannt. Aufgrund des schnellen Arbeitsrhythmus am Fliessband, des Lärms, der Hitze, der Feuchtigkeit, der physischen Belastung durch die Arbeit auf Emporen und Gitterrosten, der bei der Kontrolle jedes einzelnen geschlachteten Tiers notwendigen Konzentration sowie den unregelmässigen Arbeitszeiten und der Wochenendarbeit sind die Fleischkontrolleurinnen und Fleischkontrolleure grossem Stress ausgesetzt.